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Forum-Archiv / Eintrag 0026


Wie stelle ich die Zündunganlage präzise ein?

Frage "Ich will meinen bunten Schatz wieder aus der Scheune holen nach diesem Winter, und da will ich gleich die U-Platte wechseln. Jetz bräucht ich nur noch ne halbwegs genaue Anleitung, wie das geht mit der Zündungseinstellung, welcher Zylinder welcher ist,(welcher Unterbrecher zu welchem Zylinder) und welche WERTE zu nehmen sind! Wäre echt nett, wenn mir jemand ne Beschreibung schreibt an meine E-Mail Adresse! Oder ihr scannt einfach aus'm Rep-Handbuch die entsprechenden Seiten und schickt sie mir!"
(von Phillipe, 16.04.2002)
Antwort "Ist im Prinzip ganz einfach, aber ein bisschen Bastelei. Du brauchst in jedem Fall eine Messuhr dazu - im Idealfall das originale Zundeinstellgerät.

Erst die Unterbrecherplatte ins Zündgerät einbauen. Unter Umständen kann es dazu zweckmäßig sein, die komplette Zündungseinheit herauszubauen, sonst musst du dich entweder unters Auto legen oder aber das Auto anheben (Hebebühne ist natürlich ideal). Kabel wieder so anschließen, wie sie vorher angeschlossen waren. Vorsicht, keinen Kurzschluss bauen.

Dann die Unterbrecher einstellen - also den Kontaktabstand. Die Reihenfolge ist dabei egal. Der Kontaktabstand bei ganz abgehobenem Unterbrecherhebel sollte jeweils 0,4 bis 0,45 mm betragen (Fühlerlehre). Jetzt alle Kerzen rausschrauben. Zum Prüfen gibt es drei Möglichkeiten, ich erzähl erstmal die "anständigste":

Die drei vom Zündgerät kommenden Kabel von den Zündspulen abschrauben. Nun für alle drei Zylinder der Reihe nach folgende Schritte unternehmen, dabei mit Zylinder 1 (der in Fahrtrichtung hinterste!) anfangen: Prüflampe oder Prüfsummer mit dem jeweiligen (von der Spule getrennten) Kabel verbinden, den anderen Anschluss der Prüflampe mit Plus verbinden. Messuhr ins Kerzenloch einsetzen. Motor drehen, oberen Totpunkt (OT) suchen - also die Stellung, bei der der Zeiger am weitesten ausschlägt. Jetzt die Skala der Messuhr so drehen, dass der Zeiger auf "0" steht. Die Prüflampe sollte jetzt aus sein. Jetzt Motor entgegen der Drehrichtung (also entgegen dem Uhrzeigersinn, wenn man von vorne auf die Riemenscheibe schaut) langsam zurück drehen, dabei Umdrehungen des Messuhrzeigers zählen (oder auf den kleinen Zusatzzeiger achten, sofern auf der verwendenten Messuhr vorhanden). Eine Zeigerumdrehung ist 1 mm. Der richtige Zündzeitpunkt ist 3,58 mm vor OT. Es gilt eine großzügige Toleranz von +/-0,31 mm. Bei einer Neueinstellung der Unterbrecherzündung sollte man etwas über den Nennwert gehen, etwa auf 3,65-3,70 mm, weil die Schleifklötzchen der Unterbrecherhebel am Anfang stärker verschließen. Wenn der Zeiger dreimal rum ist, besonders langsam weiterdrehen. Genau bei 3,65 - 3,7 mm sollte die Prüflampe angehen (= Schließen des Unterbrecherkontaktes, Prüflampe erhält Masse über den Unterbrecherkontakt). Der Messuhr-Zeiger steht dabei, je nachdem, wie herum die Skala der jeweiligen Messuhr angelgt ist, entweder auf 65-70 (Skala entgegen Uhrzeigersinn, so ist's bei dem Orignal-Einstellgerät) oder aber auf 30-35 (Skala im Uhrzeigersinn nummeriert, wie bei den meisten Messuhren). Leuchtet die Lampe beim Zurückdrehen der Kurbelwelle schon vorher auf, ist die Zündung zu spät; dann die gesamte Zündgrundplatte entgegen dem Uhrzeigersinn drehen (wenn man von vorne auf die Zündung schaut). Leuchtet sie erst später auf, ist die Zündung zu früh; dann die Grundplatte im Uhrzeigersinn drehen. Zwischendruch immer wieder prüfen: Kurbelwelle zurückdrehen, bis die Lampe brennt, dann wieder vor drehen: Genau bei 3,65 sollte die Lampe ausgehen. Wenn die Einstellugn stimmt, Schrauben der Grundplatte anziehen. Nochmal prüfen, beim Anziehen der Schrauben ändert sich die Einstellung nochmal ein bisschen.

Nun vorsichtshalber Motor nochmal weiterdrehen und prüfen, ob der Zeiger bei OT wirklich noch auf "0" steht. Je nach Messuhrhalterung könnte es sein, dass sich die Messuhr in der Halterung verstellt hat. Dann nochmal zurückdrehen bis auf etwa 4 mm, und sehen, ob der Unterbrecher wirklich genau bei 3,65 öffnet. Wenn der erste (hinterste) Zylinder 100% stimmt, die beiden anderen Zylinder einstellen. Dabei wird aber naürlich nicht die gesamte Grundplatte gedreht - sonst würde sich ja Zyl. 1 auch wieder verstellen - sondern nur der jeweilige Unterbrecher-Amboss.

Zuordnung: Von vorne betrachtet, gehört der links unten befindliche Unterbrecher zu Zylinder 1, der rechts unten zum Zylinder 2, der oben befindliche zu Zylinder 3.

Auch beim Einstellen des mittleren und vorderen Zylinders sorgfältig vorgehen. Jeweils erst die Schrauben anziehen, bevor du prüfst, ob's stimmt.

Die Methode, erst die Unterbrecherkabel von den Zündspulen zu lösen und die Prüflampe zwischen Kabel und Plus zu schalten, hört sich zwar umständlich an, hat aber folgenden Vorteil: Die Zündspulen stehen dabei nicht unter Strom. Die offizielle Version, etwa empfohlen von Horst Ihlig in seinen (sehr empfehlesnwerten) "Wartburg-Ratgeber"-Büchern, ist einfacher, aber kann u.U. zur Zerstörung der Zündspulen führen: Dabei bleiben alle Kabel angeschlossen, die Prüflampe wird zwischen Masse und das jeweilige Kabel geschaltet (bzw. an die sog. Stromschine, also den Blechstreifen, der Unterbrecher und Kondensator verbindet, angeklemmt. Dann Zündung einschalten. Bei dieser Version funzt die Prüflampe andersrum: Bei geschlossenem Unterbrecher (Motorpostion früher als die 3,65 vor OT) ist die Lampe aus, bei geöffnetem Unterbrecher an.

Die dritte Version - manche geübte Schlosser verwenden sie - kommt ohne Prüflampe aus: Alle Kabel angeschlossen lassen, Zündkerze in der jeweiligen Stecker stecken, Stecker oben auf dne Zylinderkopf legen. Genau in dem Moment, wo der Unterbrecher öffnet, funkt's an der Kerze. Nachteil: Man weiß nie so genau, ob der Unterbrecher gerade offen oder zu ist, ob man sich also gerade vor oder nach dem Zündzeitpunkt befindet. Das kann man erst durch hin und her drehen rausfinden. Dabei kann es passieren, dass man sich mit all der Hin- und Herdreherei mal um eine Zeigerumdrehung, also um einen mm vertut.

Der Nachteil beider Methoden, bei denen alle Kabel angeschlossen bleiben, ist, dass dabei die Zündspulen, deren Unterbrecher gerade geschlossen ist, dauernd vom Strom durchflossen werden. Dabei erwärmen sie sich stark. Das kann so weit gehen, dass sie richtig heiß werden und das Isolierwachs (Vorsicht, giftig, PCB-haltig!) austritt, mit dem das Innere der Spule gefüllt ist. Solch eine Spule kann dann irgendann den Geist aufgeben. Ich würde, vor allem wenn man's das erste Mal macht - wo man halt doch ein bisschen länger braucht - die zuerst beschriebene Methode mit dem abgeklemmten Kabel empfehlen.

So, nun viel Spaß! Wirst sehen, je genauer die Einstellung stimmt - vor allem, je präsziser die Zündzeitpunkte der einzelnen Zylinder zueinander stimmen - dest schöner und vibrationsärmer läuft der Motor. Eine Einstellung bei laufendem Motor mit Stroboskob ist in jedem Fall allenfalls als Notbehelf brauchbar, sie ist viel zu ungenau."
(von Tommy, 16.04.2002)


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