Barkas-Forum - Checkliste (Kaufen-oder-nicht-kaufen?)
Stand: 23.07.2003

1. Rahmen und Aufbau

Rost ist bei älteren Fahrzeugen fast unvermeidbar. Trotz Unterbodenschutz (Elastol), Hohlraumversiegelung und Ausbesserung von Lackschäden finden sich bei Gebrauchtfahrzeugen immer von Rost mehr oder weniger befallene Stellen. So wie viele andere Fahrzeuge, hat auch der B-1000 bestimmte Schwachpunkte, die man genau überprüfen sollte:

a) Rahmen
Tragendes Element bei allen B-1000 ist das Kastenmittelrohr. Diesem vorangestellt ist eine Gabel, in der die Antriebselemente montiert werden und auf dem das Fahrhaus bzw. die Fahrerzelle sitzt. Bei den geschlossenen Ausführungen sind am Kastenmittelrohr Streben angeschweißt, auf denen der untere Teil des Aufbaus ruht (also die gewellten Bleche). Bei Pritsche und Koffer sind Streben aufgesetzt, die den Aufbau tragen.

Schwachstellen am Rahmen sind immer (schlecht zugängliche) Hohlräume. Vom Kastenmittelrohr abgesehen (das aufgrund der Bauform und der Materialstärke sehr unanfällig ist) ist das insbesondere die Aufnahmen für die Hinterachsen. Die Achsen bewegen sich ständig in den Hülsen, die zudem leicht zugänglich sind für Nässe und z.B. Streusalz. Bei entsprechender Schwächung kann es hier u.U. bis zum Bruch kommen. Die Vorderachsaufnahmen sind anders konstruiert und sehr viel unanfälliger.

Die Berührpunkte zwischen Rahmen und Aufbau sind weitere Schwachpunkte. Insbesondere die Bereiche neben den Punktschweißungen des Wellblechs auf den Rahmenstreben sind prädestiniert für Rostherde.

b) Aufbau
Auch bei den Aufbauten gibt es Hohlräume, in denen es gern rostet (besonders, wenn die werksseitig vorhandenen Kondensatabläufe (Öffnungen) durch Lack und/oder Hohlraumwachs verschlossen sind. Am empfindlichsten sind:

- die umlaufende Doppelwulst am unteren Rand der Karosserie
- die Mulden hinter Fahrer- und Beifahrersitz
- die Regenrinnen
- Fensteröffnungen / Fensterrahmen
- Alle Schweller (verlaufen rund um das gesamte Fahrzeug, insbesondere jedoch an den Türen)

DIE klassische Roststelle am B1000, der Fahrer- (und Beifahrer-)hausboden, wird oft durch dicke Fußmatten und sogar Bitumenanstriche verdeckt. Ein Blick von der Unterseite und leichtes "prockeln" gibt Klarheit über Zustand des Bodens. Hauptursache für´s häufige Durchmodern ist Staunässe - und die sammelt sich nur zu gern unter den Fußmatten und schalldämpfenden Teppich- oder Gummiunterlagen. Eindringen kann Feuchtigkeit durch undichte Windschutzscheibendichtungen, defekte Samtschienen an den Schiebefenstern, oder sie sammelt sich durch (Schnee-)Nässe von den Schuhen.

2. Fahrwerk

Der B-1000 ist ein extrem solide konstruiertes Fahrzeug. Man sollte auf gute Gängigkeit aller Achsteile achten und auf Dichtigkeit der Stoßdämpfer. Die Radlager sind ebenfalls sehr robust, Überprüfung durch Drehen aller Räder im aufgebockten Zustand bzw. auf der Bühne schadet jedoch nie.

3. Motor

Hier gibt es bekanntlich zwei Varianten, die man schon am Typenschild erkennen kann: Der B-1000 kommt mit wartungsfreundlichem Dreizylinder-Zweitaktmotor daher, während der B-1000/1 aus den letzten Monaten der Barkas-Fertigung mit einem Quasi-VW-Viertaktmotor ausgestattet ist.

Wer einen "echten" B-1000 haben will, sollte die Zweitaktvariante wählen. Von den Fahreigenschaften her gesehen, steht diese der Viertaktvariante nicht viel nach, und wenn dann noch eine elektronische Zündanlage vorhanden ist (korrekte Einstellung vorausgesetzt!), dann raucht und qualmt der Zweitakter auch nicht viel und die Schadstoffemissionen halten sich in Grenzen.

Da der Zweitaktmotor über keinen separaten Ölkreislauf verfügt, können Undichtigkeiten nur am Kurbelgehäuse oder am Zylinderkopf auftreten. Diese sind durch entsprechende, feuchte Flecken leicht zu erkennen.

Für die Viertaktvariante sollte man sich bei der Prüfung schon mehr Zeit lassen, und Tips hierzu kann am besten ein VW-technisch versierter Mechaniker geben.

4. Getriebe, Kupplung

Es gab zwei unterschiedliche Getriebeausführungen: Die ältere (bis Mitte der 70er Jahre) mit Gummimanschetten an den Wellenaustritten und geraden Antriebswellen, und die neuere mit Doppelgelenkwellen und ohne die zusätzlichen Gummimanschetten. Letztere wurde auch - leicht modifiziert - für die Viertaktvariante verwendet.

Schwachpunkt beim Getriebe (und zwar bei beiden Ausführungen) ist der Freilauf. Links unter dem Lenkrad befindet sich ein Hebel, der für die (Ent-)Sperrung des Freilaufs zuständig ist. Er sollte grundsätzlich während des Rollens bzw. lastfrei betätigt werden, um Beschädigungen zu verhindern. Ist der Freilauf gesperrt, sollte der Motor das Fahrzeug beim Gaswegnehmen bremsen (der Zweitaktmotor bremst dabei nicht so sehr, wie übliche Viertaktmotoren!), ist er entsperrt, rollt das Fahrzeug beim Gaswegnehmen frei aus.

Üblicherweise sollte man den Freilauf entsperrt betreiben, lediglich bei extrem winterlichen Straßenverhältnissen (oder im unwahrscheinlichen Fall des "Anschleppens" bei leerer Batterie) sollte man ihn kurzfristig sperren.

Die Kupplung wurde bis Mitte der 70er hydraulisch betätigt, danach trat an Stelle der Hydraulik ein Kupplungsseil. Im ersteren Fall auf frische Hydraulikflüssigkeit achten, sonst Blasenbildung und schleifen der Kupplung bei längerem Fahrbetrieb möglich. Im letzteren Fall - wie auch überhaupt am gesamten Fahrzeug - auf gute Abschmierung achten! Weitere Tips zu Getriebe und Kupplung im Forum-Archiv unter den Punkten 5 und 6.

5. Lenkung

Auch hier gilt: Die Lenkung ist im Prinzip sehr solide ausgelegt. Auf Spiel achten, ausgeschlagene Spurstangenköpfe führen zu u. U. extremem Schwimmen beim Fahren. Regelmäßiges Abschmieren aller beweglichen Teile und Gelenke ist sehr wichtig. Wer dies versäumt hat, kann seine böse Überraschung durch festgegangene Achsschenkel und Umlenkhebel erleben.

Bei einer Probefahrt/Besichtigung sollte man darauf achten, dass alles leichtgängig ist. Die Lenkung muss ich bei aufgebocktem Vorderwagen vom Rad aus spielend leicht hin und her drehen lassen.

Es gab zwei verschiedene Lenkantriebe, Details und Tips hierzu gibt´s im entsprechenden Forum-Archiv unter Punkt 9.

6. Sonstiges

Es gibt eigentlich keinen B-1000 (Fahrzeuge aus den allerletzten Baujahren ausgenommen), der sich wirklich technisch im Originalzustand befindet und bei dem sich alle Baugruppen technisch dem ursprünglichen Baujahr zurechnen lassen. Zweitakter mit Wartburg-Motor (andere Schwungscheiben und damit Drehmomentverhalten), mit hydraulischer Kupplung, neuem Getriebe und Kühlwassereinfüllstutzen auf der Nase sind keine Seltenheit. Es gilt also, ein Fahrzeug in aller Ruhe und genauestens "unter die Lupe" zu nehmen.

Wer ein gutes Fahrzeug sucht, sollte Hauptaugenmerk auf die Karosserie und den Rahmen legen. Alles übrige kann man noch mit i.d.R. vertretbarem Aufwand reparieren und instandsetzen, Arbeiten an der Karosserie und/oder tragenden Teilen dagegen sind sehr aufwendig und mangels passender Bleche nur schwer durchzuführen.

Die Ersatzteilsuche wird immer schwieriger, aber bei anderen B-1000 Fahrern und im Internet (z. B. bei Ebay) wird man eigentlich immer fündig.

Und wer aus Praxiserfahrungen anderer lernen will, sollte Kontakt mit dem einen oder anderen Besucher des Forums auf
www.barkas.de aufnehmen. Wenn jeder nur ein bißchen aus seinem Fundus berichten würde, dann wäre das schon fast gar nicht mehr auszuhalten! ;-)


Noch weitere Anmerkungen? Dann bitte per Email an Info@barkas.de und die Seite wird ergänzt!


Hinweise:
-
Diese Checkliste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
- Die Angaben beruhen auf Erfahrungswerten der Verfasser.
- Alle Angaben der vorliegenden Version wurden zusammengetragen vom Betreiber von www.barkas.de
- Herzlichen Dank an Thomas Roennberg für wertvolle Ergänzungen.